Siegesrausch in letzter Sekunde

Es gibt diese Spiele, in denen dir vor dem Kasten die Beine verknoten. Auch sonst funktioniert wenig. Stunden, Tage würden vergehen, ohne dass ein Tor fällt. Aber manchmal ist der Fußballgott trotzdem dein Fan. Und schenkt dir einen dieser Siege, die wohl am schönsten sind: Kurz vor Peng! Beim Kreisoberliga-Team des FC Kremmen kochten am vergangenen Samstag die Emotionen über, als das 1:0 gegen den FV Liebenwalde in buchstäblich allerletzter Sekunde erzielt wurde (90.+5).

Alle fielen inbrünstig über den vermeintlichen Torschützen Christoph Turkoska her. Dass es wohl ein Liebenwalder war, der den Ball ins eigene Tor bugsiert hatte: wen juckt’s? Denn wann darf man mal einen Erfolg auf solch eine Art und Weise erleben? Bis der FCK seine pure Freude aber rausschreien konnte, wurde die Geschichte dieser Partie aus Kremmener Sicht mit viel Unmut und Ernüchterung geschrieben. An eine Wiederholung des 7:1-Kantersiegs aus der Hinrunde war zu keiner Sekunde zu denken. „Scheinbar dachte die Mannschaft, dass wir Liebenwalde hier im Vorbeigehen erledigen würden“, sagte Trainer Falk Franke nach der Begegnung. Doch damit befand sich seine Elf gehörig auf dem Holzweg.

Niclas Köpke (am Ball) bereitete den Siegtreffer per Freistoß vor.

Denn man stand einer äußerst wehrhaften Gästetruppe gegenüber, die sich im Vergleich zum Hinspiel besonders hinsichtlich der Stabilität deutlich verbesserte. Geführt von Kapitän Axel Zeinert, präsentierte sich der FVL in den Zweikämpfen kompromisslos. Die früh gestörten Kremmener hatten sichtbare Probleme, ihre Aktionen aufzuziehen. Sie begannen zu hadern, wirkten ungeduldig, auch weil das erhoffte frühe Führungstor nicht fiel. Dabei eröffneten sich in der ersten Viertelstunde immerhin zwei gute Gelegenheiten. Beide schloss David Braun ab. Erst scheiterte er nach einer Eingabe von Christoph Turkoska mit seiner Direktabnahme am prächtig reagierenden Marcus Fechner (8.).

Fünf Minuten später lag der Ball schließlich im Netz. Mark Lindemann hatte Marc Kaiser aus der eigenen Hälfte hoch angespielt, „Kaisi“ verlängerte per Kopf ideal zu Braun, der unbedrängt einschob. Schiri-Assistent Jörg Meier signalisierte seinem „Chef“ Felix Elbrecht jedoch, dass der FCK-Akteur den Ball zuvor mit dem Arm mitgenommen hatte. Der Treffer zählte nicht (13.). Liebenwalde konnte ungeachtet der guten Abwehrarbeit vorne nicht wuchern. Ihre wohl beste Chance hatten sie in der 14. Minute. Szymon Nabzdyk servierte Robert Wirth den Ball sehenswert in den Lauf. Der Stürmer überlupfte dann zwar Mike Koger im FCK-Tor, geriet aber in Rückenlage und rutschte beim Schussversuch aus.

Dennis Jopp (rechts) versucht hier, Liebenwaldes Marcel Luck den Ball abzunehmen.

Koger konnte den Ball so noch aufnehmen. Bis zum Kabinengang stellten beide Defensivreihen die jeweiligen Angreifer weitestgehend kalt. Die Schwarz-Weißen nutzten ihrerseits zu selten das Spiel am Boden, um die dicht stehenden Gäste aufzuhebeln. So tat sich der FCK in der Spitze verständlicherweise schwer, die hohen oder halbhohen Pässe, mit denen das Mittelfeld oft schnell überbrückt wurde, sicher zu verarbeiten. In der 45. Minute erreichte mal ein solches Lindemann-Zuspiel den durchstartenden Braun, der fulminant, aber nicht wirklich platziert abzog. Fechner parierte. „Brauni“ musste anschließend mit Kreislaufbeschwerden ausgewechselt werden.

Für die stockenden Offensivbemühungen der Hausherren ein weiterer Rückschlag. In der zweiten Halbzeit glückte dem Tabellendritten noch weniger. Einerseits natürlich wegen des eigenen Unvermögen an diesem Tag. Andererseits war dies aber auch in der beherzten Liebenwalder Leistung begründet, die mit ihrem großen Aufwand nicht klein beigaben. Weil aber auch der FVL chancentechnisch keine Akzente setzte, passierte bis zur 72. Minute außer Mittelfeldgeplänkel rein gar nichts. Turkoskas Kopfball nach einer Ecke von Niclas Köpke flog fünf Meter vorbei. Das musste schon als Möglichkeit herhalten. Große Aufregung in Minute 74.

Stefan Schiprowski im Duell mit FVL-Spieler Pascal Wolf (links).

Kaiser fiel der Ball im Anschluss eines Freistoßes von Kevin Hergt vor die Füße. Mit Risiko zog er ab und traf den über fünf Meter entfernten Dennis Huwe am Arm. Der Liebenwalder hatte diesen in unnatürlicher Schutzhaltung vor seinem Körper gehalten. Der berechtigte Elfmeterpfiff blieb aus. Der FCK drückte in den Schlussminuten vehement auf das Siegtor, ohne jedoch gefährlich zum Abschluss zu kommen. Bis zur 94. Minute: Köpkes Freistoßflanke landete über den Umweg von Huwes Kopf im langen Eck. Bei den Franke-Jungs brachen alle Dämme. Damit hatte niemand mehr gerechnet.

Die Highlights des Spiels im Video

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FCK: Koger – Reiter, Lindemann, Schiprowski, Jopp, Neumeier (81. Rossow), Kevin Hergt, Turkoska, Köpke, Braun (46. Nickel), Kaiser