Raus mit erhobenem Haupt

Es war David gegen Goliath, und kaum jemand räumte der kleinen SG Kremmen/Beetz Chancen ein. Und doch schrammten unsere Ü45-Fußballer im Kreispokal-Halbfinale gegen den FSV Bernau nur hauchdünn an der Endspielteilnahme vorbei. Die Alt-Senioren, Vorletzter der Weststaffel, boten dem Zweiten des Ostens bei der 2:3 (1:2)-Niederlage lange Zeit die Stirn.

Obwohl sie mit Gernot Wilsdorf und Heiko Buch auf wichtige Stützen verzichten mussten, legten die Gastgeber ohne großen Respekt los und waren gleich mitten im Geschehen. Bernau hatte scheinbar nicht mit einer solch mutigen SG gerechnet. Zunächst verpasste Sven Geitmann mit einem beherzten Schuss, den FSV-Keeper Dennis Soth mit einer guten Flugshow parierte, aus der zweiten Reihe die Führung (5.). Wenig später musste Andreas Luge sein Team eigentlich zwingend in Führung bringen, doch aus zwei Metern rutschte ihm der Ball nach Zuspiel von Björn Zimmermann über den Schlappen (8.).

Die Gäste merkten wohl spätestens jetzt, dass der Underdog keineswegs auf die leichte Schulter zu nehmen ist. Eine Steigerung war vonnöten, und die folgte auch. Das Team mit der deutlich besseren Athletik warf nun auch mal seine körperlichen Vorteile in die Waagschale. Nach einem Doppelpass mit Dejan Raickovic vereitelte SG-Schlussmann Sven Häger aus Nahdistanz noch reflexartig den Rückstand, jedoch auch unkontrolliert nach vorne. Den Abpraller staubte Heiko Aerts als auffälligster Bernauer ab – 0:1 (11.). Die Hussitenstädter hatten zwar auch anschließend noch einige bessere Möglichkeiten.

Aber von der erwarteten, außerordentlichen Dominanz konnten die ca. 50 Zuschauer nichts sehen. Auch die Hausherren spürten, dass man in der Lage war mitzuhalten. Über den emsigen Ballverteiler Björn Zimmermann ging an diesem Tag immer etwas. Er leitete in der 25. Minute auch einen sauber vorgetragenen Angriff per Seitenwechsel auf Bernd Napierala ein. Dessen wuchtige Hereingabe spitzelte Thomas Heyer zum Ausgleich ins lange Eck. Leider hatte dieses Ergebnis nicht bis zur Halbzeitpause Bestand.

Björn Zimmermann (in der Mitte am Ball) war der Motor und Regisseur seines Teams.

Bei seinem Schuss aus spitzestem Winkel in den Dreiangel zeigte Aerts in Minute 28 seine Klasse – die erneute Führung für Bernau. Dennoch bewies der Verlauf der ersten Halbzeit, dass hier einiges für Kremmen/Beetz drin war. Auch den zweiten Spielabschnitt konnte das Team um Thomas Heyer ausgeglichen gestalten. Druckphasen und Großchancen wurden größtenteils eingeschränkt. Nach vorne probierten die Einheimischen alles, was in ihrer Macht stand. Einmal riskierten sie allerdings zu viel und wurden ausgekontert. Die 3-zu-2-Überzahl Situation verwertete Tilo Ritter zum 1:3 per Beinschuss für Häger (42.).

„Das war’s, uns passiert doch hier nichts mehr“, dürften die FSV-Akteure wohl in der Folge gedacht haben. Dies vermittelte jedenfalls ihre Körpersprache. Während Bernau sich scheinbar locker Richtung Ziellinie ausrollen ließ, demonstrierten Zimmermann & Co. große Courage. Mehrmals tauchten sie vor dem Gästetor auf. Kleiner, aber feiner Unterschied: Das Quäntchen Kaltschnäuzigkeit beim Abschluss. Sven Geitmanns Schuss fischte Soth unten aus dem Eck (45.). Breyer vergab nach Solo in den Strafraum freistehend aus Nahdistanz einen richtigen Hochkaräter (52.).

Die Hoffnung kehrte aber vorher zurück, als Peter Wolf nach Service von Heyer auf 2:3 verkürzte (50.). In den letzten zehn Minuten gaben die SG-Kicker ihr letztes Hemd für den Ausgleichstreffer gegen ein Bernau, das das Resultat an der Grenze zur Überheblichkeit über die Bühne bringen wollte. Dies klappte am Ende mit Glück. In der Schlussminute setzte Napierala zum Schuss an. Dieser wurde abgefälscht, und mit einer großartigen Parade lenkte Soth die Kugel an die Latte und sicherte seiner Truppe den Finaleinzug. Unsere 45er konnten den Platz aber hoch erhobenen Hauptes verlassen. Sie verkauften sich dank tollem Engagement sehr teuer.

FCK Ü45: Häger – Heyer, Zimmermann, Breyer (Napierala), Geitmann, Wolf, Luge (Zilske)