Mit 14 Jahren auf der Überholspur

Mit gerade einmal 14 Jahren stand Lenina Burghardt am vergangenen Sonntag beim Testspiel zwischen dem SV Blau-Weiß Hohen Neuendorf und den Bundesliga-Frauen von Turbine Potsdam auf dem Feld. Trainer Mariusz Misiura belohnte seine ehrgeizige Spielerin damit für ihren Trainingsfleiß und eine bisher starke Saison. Das Fußball-Abc erlernte sie unter Carsten Borchert beim FC Kremmen 1920, ehe es sie nach den E-Junioren in die brandenburgische Landeshauptstadt zum 1. FFC Turbine zog. Nach einem kurzen Intermezzo beim 1. FFC Frankfurt ging es abermals zurück nach Potsdam. Durch schulische Veränderungen folgte vor knapp anderthalb Jahren der Wechsel an die Niederheide zum SV Blau-Weiss Hohen Neuendorf. Dort kickt die in Oberkrämer (Oberhavel) lebende Lenina bei den B-Juniorinnen, überwintert in der Berliner Verbandsliga mit ihrem Team an der Tabellenspitze und führt die Torjägerliste mit 15 Treffern an.

Bereits im Alter von vier Jahren schloss sich Lenina einer Mannschaft in Berlin an und trat zum ersten Mal gegen das runde Leder. „Richtig groß“, wie sie selbst sagt, wurde die Neuntklässlerin aber erst beim FC Kremmen 1920 unter ihrem damaligen Trainer Carsten Borchert. „Dort habe ich eigentlich erst richtig angefangen, das Fussballspielen zu lernen. Für diese Zeit bin ich sehr dankbar und möchte sie auch nicht missen“, berichtet sie. Noch heute stehe man im regelmäßigen Kontakt zueinander, zumal sie auch mit einigen ehemaligen Spielern das Hedwig-Bollhagen-Gymnasium in Velten besucht. Nach den E-Junioren wagte Lenina dann den Schritt Richtung Potsdam und genoss bei den Turbinen eine tolle Ausbildung. Aufgrund privater Umstände folgte nach etwa anderthalb Jahren ein Intermezzo beim 1. FFC Frankfurt, welcher im Frauenfussball nicht nur national eine hervorragende Adresse ist. Die Zeit am Main war für die gebürtige Hessin, welche in Bad Soden geboren wurde, nicht gewinnbringend. „Da es schon bald wieder zurück nach Brandenburg ging, waren es eher verschenkte Monate. Dafür folgte dann in Potsdam eine der schönsten und erfolgreichsten Zeiten“, so die Offensivspielerin.

Im Oktober 2014 gewann sie mit der Brandenburger Landesauswahl die in Lindow stattfindende NOFV-Meisterschaft. Gegen die Auswahlteams von Sachsen (3:1) und Berlin (2:1) markierte Lenina jeweils einen Treffer. Im abschließenden Spiel gegen Sachsen-Anhalt gelang ihr neben einem lupenreinen Hattrick in der ersten Halbzeit auch noch der spektakulärste Turniertreffer per Fallrückzieher zum 5:0-Endstand. „Das war eines meiner besten Turniere und schönsten Momente im Fussball, daran denke ich noch heute gerne zurück“, gibt sie stolz zu. Kurz darauf folgte der Wechsel zum SV Blau-Weiß Hohen Neuendorf. Auf die Frage, ob sie den Sprung von Potsdam an die Niederheide als richtig ansieht, kann sie ganz konkret antworten: „Mir blieb keine wirkliche Wahl. Ich besuche nun das Veltener Gymnasium und die Pendelei wäre irgendwann nicht mehr realisierbar gewesen.“ Dennoch ist das Talent mit der jetzigen Situation sehr zufrieden.

„Ich spiele derzeit mit den B-Juniorinnen in der Verbandsliga Berlin und wir haben die Herbstmeisterschaft errungen“, freut sich Lenina. Obwohl sie in einer Altersklasse tiefer spielen dürfte, liegt sie in der Torjägerliste auf dem ersten Platz und führt ihre Mannschaft als Kapitänin auf das Feld. Als Ziel nennt sie auch die Meisterschaft am Ende der Saison, denn „wir haben gezeigt, was wir können. Der Meistertitel wäre ein großer Erfolg für unsere Mannschaft.“ Bis zu viermal die Woche trainiert die ambitionierte Schülerin für ihre Ziele. „Mindestens einmal davon mache ich bereits bei der ersten Mannschaft mit. Man merkt den Unterschied, aber ich bin gewillt, dort eine Menge zu lernen“, ist Lenina dankbar, dass sie solch eine Chance erhält.

Zugute kommt ihr, dass ihr Trainer, Mariusz Misiura, sowohl die B-Juniorinnen als auch die Zweitligafrauen trainiert. Dadurch durfte sie auch beim Testspiel gegen die Turbinen 20 Minuten Profifussball schnuppern. „Das war echt unglaublich. Früher fand ich es schon toll, nach dem Spiel mit meinen Vorbildern abzuklatschen und ihnen zu einem super Spiel zu gratulieren. Aber nun stand ich selbst auf dem Feld und hatte Johanna Elsig, Tabea Kemme oder Svenja Huth als Gegenspielerin.“ Als weitere Vorbilder nennt die Spielmacherin die US-amerikanische Nationalspielerin Alex Morgan, Sara Däbritz und Melanie Leupolz. Sie lobt aber auch die Persönlichkeit eines Bastian Schweinsteigers und mag die Art, wie Lionel Messi mit dem Spielgerät umgeht.

Weitere Erfahrungen kann sie in der Berliner Landesauswahl sammeln und möchte beim nächsten DFB-Sichtungsturnier unbedingt dabei sein. „Da ich zum jüngeren Jahrgang gehöre wird es natürlich nicht einfach. Aber ich kenne meine Stärken und weiß, dass ich es packen kann“, sagt die strebsame Lenina. Bereits dreimal wurde sie zu DFB-Sichtungslehrgängen, welche zweimal in Hennef und einmal in Duisburg stattfanden, eingeladen. Vielleicht gelingt es ihr eines Tages in große Fußstapfen zu treten und kann ihr Land erfolgreich vertreten. „Bis dahin ist es allerdings noch ein langer und nicht einfacher Weg“, kann sie die Situation gut einschätzen.

Carsten Borchert, Leninas erster Fussballtrainer beim FC Kremmen 1920:

„5 Jahre hatte ich die Ehre, Lenina zu trainieren. Sie war schon früh eine Granate und ließ meistens sogar die Jungs alt aussehen. Ich verfolge regelmäßig ihren Weg und ein guter Kontakt ist definitiv bestehen geblieben. Ich drücke ihr die Daumen, dass sie den ganz großen Sprung schaffen wird. Auch wenn sie manchmal etwas zickig war, war es mir immer eine Freude, sie trainieren zu dürfen. Auch dank Lenina konnten wir im jüngeren Nachwuchs den einen oder anderen Erfolg beim FCK feiern.“

Mariusz Misiura, Leninas derzeitiger Coach beim SV Blau-Weiß Hohen Neuendorf:

„Seit ich in Hohen Neuendorf bin, verfolge ich Leninas Weg. Sie arbeitet sehr viel und sehr gut, gibt auch beim Training immer 100 Prozent. Sie besticht durch ihre intelligente Spielweise, hat einen tollen Charakter und es macht einfach Spaß, sie zu trainieren. Ich hoffe, dass es sich auszahlt, dass sie bei der ersten Mannschaft mittrainiert. Meiner Meinung nach hat Lenina das Zeug dazu, später in der Bundesliga zu spielen. Wenn es gut läuft und sie auch verletzungsfrei und so gewillt bleibt, dann kann auch die Nationalmannschaft ein Thema werden. Mit den B-Juniorinnen wollen wir versuchen, die Meisterschaft zu holen. Bleibt die Mannschaft so intakt und trainiert weiterhin fleißig, werden sich die Mädchen am Ende der Saison dafür belohnen.“

© Text: Marius Böttcher (MAZ Sportbuzzer)