Lucky Punch vom „D-Zug“

Die Zweite hat ihre Traumreise durch den diesjährigen Kreispokal um mindestens einen weiteren Tag verlängert. Das 3:2 zuhause gegen die Drittvertretung vom FC 98 Hennigsdorf war nichts für schwache Nerven, denn der Favoritenschreck aus der Stahlstadt wähnte sich bereits auf der Siegerstraße.

Doch der Reihe nach. Auf dem Papier standen sich zwei Ligakontrahenten der 1. Kreisklasse gegenüber, doch durch das Ausschalten der Kreisoberligisten FSV Bernau II und SV Rüdnitz/Lobetal ging der FC 98 Hennigsdorf favorisiert in die Partie. Mit einer blutjungen Truppe zeigten sie von Beginn an, was sie in Sachen Schnelligkeit und Spielfreude so drauf haben. Kremmen II setzte dagegen seine erfahrene Achse um Toni Melchert, Christoph Turkoska, Kevin Hergt und Marc Kaiser, die das Spiel gestalten und die Räume durch gutes Stellungsspiel möglichst dicht halten sollten. Aus dem Spiel klappte das recht gut. In Minute 8 musste aber Mike Koger mit einem exzellenten Fußreflex gegen Tom Bismark nach einer Ecke retten. Der FCK II verzeichnete zwar weniger Ballbesitz, probierte aber schnörkellos immer wieder, „D-Zug“ Kaiser in die Spur zu schicken.

Dies gelang in der 18. Minute als Philipp Hornemann Lucas Wünsch mit einem hohen Ball bediente, der per Kopf quer zu Kaiser legte. Plötzlich stand er völlig frei im Strafraum und schoss mit voller Gewalt Hennigsdorfs Keeper Lederer an statt mit Auge zu vollenden – ein Muss-Tor. Hennigsdorf versetzte der Mannschaft von Nils Hildebrandt dann einen noch größeren Nackenschlag. Nejati kam nach seiner abgewehrten Ecke nochmal zum Flanken. Sein Ball fand am zweiten Pfosten Bismark, der aus kürzester Distanz das 0:1 erzielte (21.). Matthias Baathe und Eric Wuthe hatten die Flanke unterlaufen. Nejati (29.) und Kühne (33.) verpassten anschließend aus der Distanz weitere gute Möglichkeiten. Die Kremmener hielten den Gegner im Rahmen der Möglichkeiten in Schach und hatten kurz vor der Pause noch einen Nadelstich parat.

Philipp Hornemann (vorn rechts) kommt hier gegen Hennigsdorfs Torwart Florian Lederer einen Schritt zu spät, verdiente sich mit seiner Laufarbeit sonst aber Bestnoten.

Kaiser tankte sich nach Steckpass von Turkoska in Minute 39 durch und piekte den Ball diesmal cool genau ins Eck zum Ausgleich. „In der zweiten Halbzeit standen wir etwas tiefer, wollten dem Gegner den Ball überlassen und uns auf Konter konzentrieren, um so deren Vorteile in Sachen Spritzigkeit, schnelle Balleroberungen und Gegenstöße zunichte zu machen. Das klappte recht gut, denn sie wussten nicht viel mit dem Ballbesitz anzufangen und hatten nicht mehr diese doch recht zahlreichen (Konter-)Chancen“, resümierte Coach Nils Hildebrandt. In der 53. Minute ging Wuthe auf links jedoch nicht energisch genug mit seinem Gegner mit, dieser konnte fast von der Grundlinie scharf und flach ins Zentrum passen. Dort rutschte Melchert auch noch aus und Bismark konnte relativ unbedrängt ca. 12-13 Meter vorm Tor einschießen (53.).

„Davon ließen wir uns nicht beirren und gerade Kaiser hatte in der Folgezeit immer wieder nach erfolgreichen Eins-gegen-Eins-Situationen den Ausgleich auf dem Fuß. Er war nie richtig zu stellen mit seiner robusten Spielweise, obwohl er in der zweiten Halbzeit extrem gedoppelt wurde“, so Hildebrandt. In der 68. Minute schüttelte er seine Widersacher erneut ab und brachte im Sechzehner einen wuchtigen Schuss aufs Tor. Lederer konnte nur leicht nach links abklatschen, wo Lucas Wünsch goldrichtig stand und abstaubte (69.). Auch danach ließ sich der FCK nicht locken und blieb bei der Devise: „Lang nach vorne auf Kaiser“. Viele Bälle wurden dabei allerdings zu ungenau gespielt. Aber auch Routinier Turkoska schaltete sich nun immer mehr nach vorne ein, um eine mögliche Verlängerung zu vermeiden. Hennigsdorf III hatte weiterhin oft den Ball, ohne jedoch zu brandgefährlichen Möglichkeiten zu kommen.

Ein Spiel auf Messers Schneide also bis zum Schluss. Kremmen II hatte schon den Torschrei auf den Lippen, doch Kaisers Schuss ging denkbar knapp am Pfosten vorbei (80.). In Minute 88 der nächste Riese von ihm, Lederer stand ihm dabei wieder im Weg (88.). Dann zeigte der Schiri – einer von drei Unparteiischen mit Topleistung – zwei Minuten Nachspielzeit an. Mit der letzten Aktion spitzelte Turkoska den Ball aus dem Zentrum perfekt durch eine kleine Lücke der Verteidigung hindurch in den Lauf von Kaiser, der die letzte Chance nutzte. (90.+2). Er versank in einer Jubeltraube! Der FC 98 hatte dann nochmal Anstoß. Alle rannten nach vorne, um einen letzten langen Ball zu verwerten, doch diesen holte sich Koger locker vor den anstürmenden Gegnern. Dann war Schluss und der Jubel kannte keine Grenzen mehr. Nun wartet Ende März 2024 das Viertelfinale!

FCK II: Koger – Melchert, Großmann, Grötzner, Wuthe, Hergt, Turkoska, Baathe, P. Hornemann, Wünsch (79. Stührk), Kaiser