In Unterzahl förmlich explodiert

„Ohne Witz, 7:1 gewonnen in Britz!“ Dieses Wortspiel machte nach dem des FCK beim Landesklassen-Absteiger Fortuna Britz unter den Fans schnell die Runde bei Telefonaten in die Heimat, die überschwänglich und überrascht zugleich waren. Ihr Team hatte angesichts der Begleitumstände vor und während der Partie Außergewöhnliches vollbracht. Der erste Auswärtssieg der Saison war einer, an den man sich lange erinnern wird.

Denn Coach Marco Meißners Personalsituation hatte sich gegenüber der Vorwoche nochmals verschärft. Auf zehn (!) potenzielle bzw. tatsächliche Stammkräfte musste er verzichten. Mit weiteren Langzeitverletzten gar auf 13 Akteure. Keine guten Vorzeichen also. Nur Ersatzkeeper Dave Stettin sowie der eigentlich als Spieler vor knapp einem Jahr zurückgetretene Assistenztrainer Mark Lindemann nahmen auf der Bank Platz.

Dennoch war die Anfangsformation alles andere als eine Rumpftruppe. Auch wenn Keeper Mike Koger gleich früh gegen Marc Seifert eine gute Chance des Gegners entschärfen musste (4.), konnte über die gesamte Spielzeit vor allem die Abwehrarbeit überzeugen, an der sich alle elf eifrig beteiligten und so den wuseligen Britzern entgegentraten. Insgesamt entwickelte sich in der ersten halben Stunde eine ausgeglichenes Match, in dem die Kremmener Schritt für Schritt an ihren Offensivbemühungen feilten.

In Minute 19 hatte Max Rossow die Führung auf dem Fuß, konnte den Abpraller nach Freistoß von Lukas Kraeft aber nicht platzieren. Auch gegenüber unterstrich Koger seine aktuell bärenstarke Form und warf sich erneut erfolgreich dem durchgebrochenen Seifert entgegen (25.). Nach einer halben Stunde schien der FCK dann den Britzer Code geknackt zu haben. Jedenfalls wusste man die sich mehr und mehr bietenden Platz konsequent zu nutzen.

Mit einem hervorragenden Steilpass schickte Rossow Marvin Prien in der 32. Minute über die linke Seite los. Mit viel Zug zum Tor und einem cleveren Haken brachte er sich in Schussposition und vollendete klasse ins lange Eck. Keine zwei Minuten später segelte ein Kraeft-Freistoß in den Strafraum, wo Jacob Wolff volley gar zum 0:2 traf (34.). Während diese Nadelstiche auf der einen Seite saßen, verzweifelte der FSV zum dritten Mal mit einer Top-Chance an Koger (45., aus Nahdistanz gegen Tofan Nowroozi).

Ein psychologisch wichtiger Moment für den weiteren Verlauf, der weitere Sicherheit gab. Auch nach dem Seitenwechsel stand die Defensive der Schwarz-Weißen wie eine Eins. Eine zu erwartende stürmische Reaktion der Barnimer trat daher nicht ein bzw. konnte neutralisiert werden. Kremmen bewies gegen die oft hoch stehenden Gastgeber immer wieder ein super Gefühl für die richtigen, zielstrebigen Bewegungen im freien Raum.

So geschehen in der 56. Minute, als Rossow Kraeft in die Gasse schickte und er eiskalt zum 0:3 traf. In den nächsten 15 Minuten hielten die Meißner-Schützlinge mit eisernem Willen gegen die sich häufenden Flanken, Freistöße und Ecken dagegen, bis das Geschehen schließlich zu kippen schien. Erst musste Wolff nach erlittenem, bösem Tackling verletzt runter, weshalb Stettin ins Tor und dafür Koger ins Feld wechselte (65.). Dann verkürzte Nils Neuendorf per Kopf für Britz nach einem Freistoß auf 1:3 (74.).

Richtig kritisch schien es dann zu werden, als Pascal Weidner wegen wiederholten Foulspiels mit Gelb-Rot den Platz verlassen musste (77.). Doch statt des großen Zitterns drehte der hocheffiziente FCK in der Schlussphase nochmal so richtig auf und düpierte den FSV, der nicht wusste wie ihm geschah. Sowohl Rossows Steil- als auch Tom Matuschaks Außenristpass hebelten die Britzer Hintermannschaft komplett aus, sodass Prien (84.) und Kraeft (87.) im Konter die letzten Zweifel am Sieg beseitigten.

Doch damit nicht genug: ein Doppelpack des überragenden Prien (90.+4, 90.+6) in der achtminütigen Nachspielzeit, in der sich die Hausherren längst aufgegeben hatten, schraubte das Ergebnis in nicht für möglich gehaltene Sphären – 1:7. Ein Achtungserfolg, der den Glauben an die eigene Stärke und den Teamgeist weiter festigen wird. Gut so, denn eins ist sicher: Die nächsten Kraftproben warten schon.

FCK: Koger – Pfaff, Matuschak, Weidner, Kirstein, Rossow, Hergt (90.+6 Lindemann), Wolff (65. Stettin), Augustin, Prien, Kraeft