Eberswalde den Sieg geschenkt

Sie sackten auf dem Boden zusammen, vergruben das Gesicht in den Händen und dachten sich wohl: „So schlägt man sich selbst“. Eine Mischung aus Undiszipliniertheiten und fehlender Durchschlagskraft war für die Erste der Nährboden, um bei der SpG Lok/OSV Eberswalde eine vollkommen unnötige 1:2 (1:2)-Niederlage zu kassieren.

Vielleicht von der klaren 8:1-Niederlage des Gegners in Falkenthal geblendet, fuhren die Kremmener über weite Strecken der ersten Halbzeit offenbar auf halber Kraft. Zwar versuchten die Mannen von Trainer Marco Meißner Ball und Gegner zu kontrollierten, doch dafür fehlte es gegen tief stehende Eberswalder an Ideen und Kreativität. Ballbesitz ohne Ballsicherheit und Geradlinigkeit, halbherzige Rückwärtsbewegung gegen Umschaltmomente – ein gefährliches Spiel, das sich rächen sollte. Doch zunächst gingen die Gäste durch ein Zufallsprodukt in Führung. SpG-Keeper Leo Ansorg passte in der 17. Minute ohne Bedrängnis die Kugel genau in die Füße von Niclas Köpke, der völlig unbedrängt keine Mühe hatte, zum 0:1 zu vollenden.

Kremmen verpasste es in der Folge, sich in ruhigere Gewässer zu bringen und auf 0:2 zu erhöhen. Köpke mit Steckpass auf Marvin Prien, dessen Eingabe beinahe als Eigentor abgefälscht wurde, war da so eine Möglichkeit (27.). Noch mehr allerdings der Elfer, den Lukas Kraeft bereits zum zweiten Mal in dieser Saison vergab (28., Ansorg hält). Als hätte dies für komplette Frustration und einen mentalen Knacks gesorgt, warfen der FCK das Spiel binnen nicht mal fünf Minuten in den Müll. Erst rettete Mike Koger gegen Roth, nachdem seine Vorderleute einem Konter hinterhergelaufen waren. Den Abpraller nutzte Touray für einen Pass in den Strafraum zu Vorpahl, der gänzlich aus den Augen verloren wurde und aus Nahdistanz zum Ausgleich traf (32.).

Robert Lemcke (rechts) kommt weiter nicht richtig ins Rollen. Wieder musste er verletzungsbedingt früh ausgewechselt werden.

Doch es kam noch viel schlimmer. In Minute 37 düpierte Jabar Linksverteidiger Niklas Reibold, der ihn nur mit einem Trikotzupfer im Strafraum stoppen konnte (gelb). Den berechtigten Strafstoß verwandelte Roth sicher. Wegen Meckerns handelte sich Reibold noch vor der Pause die Ampelkarte ein (40.) und so musste Kremmen zu zehnt in die Kabine gehen. Eine weitere Hiobsbotschaft, nachdem Robert Lemcke mit Oberschenkelproblemen bereits nach 23 Minuten ausgewechselt werden musste. Direkt nach der Pause hätte Eberswalde – natürlich nach einem Konter – erhöhen können. Mike Koger, einer der wenigen Lichtblicke, hielt sein Team gegen Roth im Spiel (47.).

Seine Vorderleute sabotierten sich jedoch weiter selbst. Binnen zwei Minuten handelte sich Kevin Hergt zwei gelbe Karten wegen Meckerns ein (56., 58.) und flog ebenfalls vorzeitig vom Platz, sodass die Gäste, die kurz danach auch noch ihr Wechselkontingent ausgereizt hatten, höchstens zu neunt zu Ende spielen konnten. Zuvor hätten die Hausherren bereits den Sack zumachen müssen, vergaben allerdings eine Doppelchance (55., Pfosten und Koger-Parade). Anschließend verkrochen sie sich komischerweise mit bis zu sechs Mann am Strafraum statt die Entscheidung zu suchen. Kremmen mühte sich in doppelter Unterzahl redlich, doch die Anspielstationen und Räume waren zu gering.

Während Lok/OSV nur noch einen wirklich gefährlichen Abschluss durch Roth (71.) verzeichnete, hätte Köpke nach guter Flanke von Oliver Baese per Kopf fast noch ausgeglichen, jedoch fischte Ansorg den Ball hervorragend aus dem unteren Eck (88.). Am Ende stand eine Niederlage gegen einen Kontrahenten, der mit seinen bescheidenen Mitteln den geschenkten Sieg gerne mitnahm. Für den FCK war es der sprichwörtliche Tag zum Vergessen, an den man aber lieber noch einige Zeit denken sollte, um seine Lehren aus dem taktischen Ansatz und den Disziplinlosigkeiten zu ziehen und seine Ziele im Blick zu behalten.

FCK: Koger – Hergt, Wittenberg, Kretschmer, Reibold, Lemcke (23. König, 58. Naujokat), Rossow, Kirstein, Prien (58. Baese), Kraeft, Köpke