Dem Wind und Gegner getrotzt

Fahrten nach Mildenberg waren für den FCK früher ein Schuss in den Ofen. Statt Punkten schleppten die Kremmener meist Ärger und Frust mit nach Hause. Doch dieser Status bröckelt. Nach dem 4:1 in der Vorsaison nahm die Mannschaft von Trainer Falk Franke auch diesmal einen Sieg aus dem Zehdenicker Ortsteil mit. Das 3:1 (3:1) ging letztlich auch in Ordnung. Eine normale Begegnung sollte es aber wieder nicht werden.

Bei sehr windigen Wetterverhältnissen hatten beide Teams jederzeit Probleme, sich entsprechend an die schwierigen Bedingungen anzupassen. Insbesondere hohe Steilpässe oder Flankenbälle flogen oft in unberechenbaren Kurven über den Mildenberger Platz. Obwohl sie zunächst gegen den Wind spielten, stach in der 11. Minute ihr Torjäger zur frühen Führung zu. Nach einem Freistoß von Chris Heilmann bekam der FCK den Ball nicht aus dem Kuddelmuddel geklärt.

Aus dem Hintergrund rückte Tobias Hunziger mit Schwung an und jagte den Ball aus vollem Lauf ins lange Eck – 1:0. Standards waren an diesem Tage sowieso ein Erfolgsmodell. Drei der vier Treffer sollten am Ende aus einem ruhen Ball resultieren. Die Anfangsviertelstunde gehörte nicht nur wegen des Führungstores den Gastgebern. In der 17. Minute setzte Heilmann, blendend von Kapitän Dennis Moldenhauer bedient, zu einem starken Solo entlang der Grundlinie an.

Sein Rückpass fand Hunziger, der aus sieben Metern frei zum Schuss kam, aber von Kevin Hergt geblockt wurde. Der FCK taute selbst erst nach dem Ausgleichstreffer auf. Im Mittelpunkt stand hierbei nicht nur der frischgebackene Facharbeiter Kevin Nickel, der sich seine „Bude“ durch herzhaftes Pressing gegen Andreas Struck selbst vorbereitete und sich damit ein nachträgliches Geschenk für seine unter der Woche bestandene letzte Prüfung zum Gesundheits- und Krankenpfleger machte (18.).

Marius Böttcher (links, gegen Mildenbergs Andreas Struck) hatte einen großen Anteil am Kremmener Sieg. Das 1:2 durch Alexandre Song bereite er vor, das 1:3 erzielte er mit einem wunderbaren Freistoß selbst.

Auch die Zusammenarbeit des Schiedsrichterkollektivs war – wie so oft in diesem Spiel – ein Thema. Referee Tomy Richter überstimmte in dieser Szene seinen Assistenten Matthias Franke, der nach einem Foul an Alexandre Song bereits die Fahne gehoben hatte, mit seiner Vorteilsauslegung, was Nickel den Lauf aufs Tor zum 1:1 ermöglichte. Mildenbergs Proteste wurden zurecht abgewiesen. Die Gäste zeigten sich allmählich selbstbewusster, weil sie hinten die Zweikämpfe gewannen und vorne mehr in den Rücken der Abwehr spielten.

So verzog Marc Kaiser nach seinem Sprint von der Mittellinie aus spitzem Winkel im Strafraum nur knapp (21.). Eiskalt nutzte dagegen sein Sturmpartner einen schweren Patzer von Florian Sommerfeldt wenig später. Dem SGM-Keeper rutschte der hoch von Marius Böttcher in den Fünfer geschlagene Freistoß durch die Arme, und der aufmerksame Song staubte sein Debüt-Tor für den FCK zum 1:2 ab (32.). Böttcher konnte kurz vor der Pause mit seinem linken Zauberfuß sogar noch einen Freistoß direkt verwandeln (42.).

Dies war ihm bereits im letzten Auswärtsspiel in Zepernick gelungen. Für sein Team bedeutete das Tor eine richtig gute Ausgangsposition für die zweite Halbzeit. Hier hätten die Schwarz-Weißen zu Beginn gleich alles klar machen müssen. Kaiser klebte zunächst das Pech an den Töppen, als er nach weitem Zuspiel von Nickel mit seinem feinen Schuss aus der Distanz den Innenpfosten traf (47.). Anschließend vergab Niclas Köpke gleich zwei Großchancen. Erst scheiterte nach Kopfball-Vorarbeit von Kaiser an Sommerfeldt (49.).

Marc Kaiser (Mitte, im Kopfballduell mit Max Schultz) kam nicht wie gewohnt zum Zuge. Pech hatte der Angreifer mit einem Pfostenschuss.

Dann entwischte er von links in den Strafraum und hatte – begünstigt durch Böttchers herrliches Anspiel – wieder das 1:4 auf dem Fuß, doch wieder schloss er zu unkonzentriert aus Nahdistanz ab (52.). Das Wissen, dass die Partie noch nicht entschieden war, schien den FCK im weiteren Verlauf etwas zu lähmen. Mildenberg gab sich hier noch nicht geschlagen und machte Dampf. Die Kremmener konnten in dieser Phase den Kampf nicht wirklich annehmen und gerieten ab der 70. Minute nochmal ins Schwimmen. Mike Koger trat dabei als sicherer Rückhalt für seine Vorderleute auf.

Heilmanns Schüsse boxte er aus dem Winkel (71.) und vereitelte einen am kurzen Pfosten (72.). Auch bei Hunzigers Freistoß war er auf dem Posten (73., zur Ecke). Die Franke-Elf sorgte nur noch durch zwei Konter über Nickel (74.) und Song (77.) für Entlastung. Als Kremmen den Sieg offenbar unter Dach und Fach gebracht hatte, folgte in der Nachspielzeit noch ein Schockmoment. Richter zeigte nach einer Schwalbe von Heilmann im Strafraum auf den Elfmeterpunkt (Szene in den Video-Highlights zu sehen). Ein Kontakt im Duell mit Mark Lindemann war nicht zu erkennen.

Nach einigen Diskussionen widerrief der Unparteiische seine Entscheidung – auf Empfehlung des Mildenberger Kapitäns Dennis Moldenhauer, der sich mit seinen Kollegen beraten hatte und auf die Ausführung des Strafstoßes verzichtete. Auch sie hatten in der Aktion ihres Mitspielers eine Täuschung gesehen. Eine ganz große Fairplay-Geste der Hausherren, die größten Respekt verdient. Doch auch anschließend in der Kabine brachte der Schiedsrichter noch weiteren Gesprächsstoff. Was genau, erfahrt ihr in der Nachlese auf FuPa Brandenburg.

Die Highlights des Spiels im Video

Einsatzzeiten, Tore, Karten: Zur Spielerstatistik

FCK: Koger – Reiter, Lindemann, Behrendt, Hecht, Hergt, Böttcher (65. Neumeier), Nickel, Köpke, Song (82. Phillip Neumann), Kaiser