Bötzows individueller Klasse Tribut gezollt

Es fehlten einfach einige Prozente: Im Spitzenspiel des 26. Spieltags hat Tabellenführer Eintracht Bötzow der imposanten Rückrundenbilanz des FCK (8 Siege aus 9 Partien) eine ordentlich Schramme verpasst. In einem zunächst ausgeglichenen Match nahmen die Bötzower in der Schlussphase Kremmen noch mit drei Treffern auseinander. Der 5:2 (1:1)-Sieg fiel einen Tick zu hoch, aber dennoch absolut leistungsgerecht aus.

Die Gästeakteure hockten geknickt auf dem Rasen, Trainer Falk Franke haderte mit den Schiedsrichtern und die Fans wollten ihren Frust schnell mit einer Molle runterspülen: Wo man nach der Partie hinschaute, war die Enttäuschung im Kremmener Lager groß. Schließlich formulierte man die gemeinsame Marschroute, hier mindestens einen Punkt mitzunehmen. Für den FCK war es auch das mit Spannung erwartete Wiedersehen mit dem alten Weggefährten Jochen Malinowski, den es im Winter vom FCK zur Eintracht zog. Für einen, der während der Begegnung als direkter Gegenspieler auf „Malle“ traf, hatte dieses Duell einen besonderen Reiz.

Familienduell: Mark Lindemann glänzte mit Top-Zweikampfwerten gegen seinen Schwager Jochen Malinowski (rechts), doch der spielte seine Erfahrung in zwei Aktionen gewinnbringend aus.

Kremmens Innenverteidiger Mark Lindemann ist Malinowskis Schwager und kündigte im Vorfeld trocken an: „Auf dem Platz kenne ich keine Familie!“ Sein Auftritt ließ daran in der Folge keine Zweifel aufkommen. „Linde“ stellte seinen sportlichen Widersacher in der ersten Halbzeit mit beherztem Einsatz und konzentriertem Stellungsspiel auf ganzer Linie kalt. Seine Top-Leistung krönte der Hüne sogar mit dem Kopfballtreffer zum zwischenzeitlichen 0:1 (36.). Bis dahin half er tatkräftig wie sein gesamtes Team mit, den Aktionsradius der spielstarken Bötzower klein zu halten. Kremmen präsentierte sich griffig in den Zweikämpfen und versuchte nach Ballgewinn aus der Lauerstellung schnell in die vorderen Räume vorstoßen, die Bötzow ein ums andere Mal anbot. Aber die Genauigkeit fehlte im entscheidenden Moment.

Beide Teams starteten mit einer guten Chance. Die Gastgeber flankten den Ball nach einer knappen Minute schon durch Kepler schnell in die Spitze, wo Sander und Männel zu Körter durchspielten. Der brachte aus hervorragender Schussposition aber nicht genügend Druck und Präzision an den Ball. Auf der Gegenseite schoss Patrick Breyer aus der Drehung nach einem Hecht-Einwurf herrlich, aber leider an die Latte (4.). Das Top-Spiel Erster gegen Dritter verdiente sein Etikett auf jeden Fall in Sachen Physis. Geschenkt wurde sich nichts, es ging hin und her, nicht selten auch auf Nummer sicher mit langen Bällen oder wegen leichter Fehlpässe. Eine gewisse Hektik im Aufbau konnten beide Seiten nicht leugnen. Die Abwehrreihen hatten deshalb bis kurz vor der Pause das Sagen.

Sander kam in Minute 26 nach langem Diagnonalball von Körter zum Abschluss, doch der Versuch stellte FCK-Keeper Mike Koger vor keine großen Probleme. Stattdessen konnte er aus der Ferne das Führungstor seiner Mannen bejubeln. Lindemann köpfte einen von der linken Außenbahn hereingezirkelten Freistoß von Kevin Hergt ins lange Eck (36.). Doch das 0:1 dauerte keine zwei Minuten an. Bötzow glich aus – ebenfalls per Standard und Kopfball. Körter nickte eine Ecke von Sturm am kurzen Pfosten ein (38.). Mit dem Pausenpfiff noch eine Schrecksekunde für Bötzow. Reiter schickte Breyer steil, der sich mit einem Tackling gegen Matuschak behauptete und auf Behrendt ablegte. Bei seiner Direktabnahme riss Eintracht-Goalie Schütze die Fäuste gerade noch rechtzeitig hoch (45.).

Patrick Breyers Tor (links) war die einzig nennenswerte Offensivaktion des FCK in der zweiten Halbzeit.

Bis auf die eine Unachtsamkeit konnte sich der Auftritt des FC Kremmen in der ersten Halbzeit im Rahmen seiner Möglichkeiten sehen lassen. Nach der Pause sah man sich dann aber wiedererstarkten Hausherren gegenüber, die nun mehr investierten und eine Reihe an Standards erzwangen. Sander (46., Distanzschuss) und Dräger (48., Kopfball nach Sturm-Ecke) tasteten das Tor erst ab, welches Körter wenig später traf. Kremmen hatte einen Eckball von Sturm eigentlich geklärt, rückte aber nicht mannbezogen raus, sondern reklamierte stattdessen vergeblich auf Abseits. Sander konnte so Körter durch die Gasse bedienen, der in Torjägermanier ins lange Eck vollendete – 2:1 (53.). Görög musste sogar wenig später erhöhen, schoss Koger aber aus drei Metern an (60.).

Als der FCK diese erste Bötzower Druckphase überstanden hatte, stach er aus dem Nichts zum 2:2 zu. Ein gut durchdachter Konter über Song, Breyer und Kaiser mündete in einem perfekt platzierten Laufpass von Hergt zu Breyer, der sich im Strafraum durchsetzte und Schütze mit Auge überwand (71.). Allerdings verstand es Kremmen wie zuvor nicht, in den Schlussminuten der Partie das eigene Tor auf geordnete Weise zu sichern. So fingen sich die Franke-Schützlinge auch den dritten Gegentreffer nach einem ruhenden Ball. Doppelt bitter: Malinowski markierte ihn – und das kurios. Nach einem Matuschak-Freistoß wurde ein Schuss von Dräger als Querschläger abgefälscht. Malinowski reagierte gedankenschnell und köpfte gegen die Laufrichtung von Koger ein (77.).

Zweikampf zwischen Kevin Hergt (vorn links) und Armando Görög von der Eintracht aus Bötzow.

Auch an der Vorentscheidung war Malinowski beteiligt. Erstmal kam er an Lindemann vorbei und flankte von der Grundlinie an den zweiten Pfosten, wo Sturm mit einem sehenswerten Volleyschuss traumhaft zum 4:2 traf (85.). Der FCK vernachlässigte die Defensive nun völlig und konnte den Bötzower Lauf nicht mehr stoppen. Sturm (87.) und Körter (88.) vergaben noch beste Chancen, bevor ein weiterer Gegenstoß in Drei-zu-Zwei-Überzahl von Sander im Nachfassen verwertet wurde (90.+2). Mit der 2:5-Pleite wurde der FCK zwar etwas unter Wert verkauft. Am Ende mussten sie sich aber völlig zu Recht der individuellen Stärke der Eintracht beugen. Widerstand und taktische Disziplin waren nach dem Wechsel zu gering.

Die Highlights des Spiels im Video

Einsatzzeiten, Tore, Karten: Zur Spielerstatistik

FCK: Koger – Reiter, Lindemann, Schiprowski (82. Böttcher), Hecht, Behrendt, Kevin Hergt, Rossow (68. Nickel), Köpke (57. Song), Breyer, Kaiser